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eSports – der (fast unbemerkt) wachsende Riese

Johanna
21. Mai 2019
Neuer wirft ab, weit ab. Khedira nimmt das Spielgerät gekonnt mit der Brust an. Khedira spielt kurz auf Kroos. Kroos sieht und schickt Marco Reus. Reus kann zwei Gegenspieler ausdribbeln und schlägt einen hohen Ball auf den zweiten Pfosten. Dort setzt Mario Gomez zum wuchtigen Kopfball an, der geht sogar aufs Tor, aber der Keeper kann den Ball abwehren! Aber wo ist der Ball jetzt? Im Rückraum! Und da kommt Müller angelaufen! Müller zieht ab und TOOR! TOOOOOR! Müller schießt Deutschland in der Nachspielzeit zum Weltmeistertitel! So oder so ähnlich hätten sich 80 Millionen in Deutschland den 15. Juli im vergangenen Jahr vorgestellt. Doch es sollte anders kommen, ganz anders.

Das was sich viele Deutsche gerne für den vergangenen Sommer gewünscht hätten ist leider nicht Realität geworden. Doch immer mehr Deutsche empfinden es als einen spaßigen Zeitvertreib eben genau solche Vorstellungen selber zu realisieren. Auf ihren heimischen Konsolen (wie der Playstation 4), ihrem PC, ihren Handhelds (Nintendo 3DS) oder eben praktischerweise auf mobilen Endgeräten wie dem Smartphone.

Das Bemerkenswerte an dieser Entwicklung, es ist nicht nur der Markt für die Casuals (Gelegenheitsspieler) der wächst, sondern auch die Anzahl der Menschen die regelmäßig Zeit vor der heimischen Konsole verbringen steigt. Und das in allen Altersbereichen!

Doch ein Markt über den die Öffentlichkeit kaum spricht, aber der sehr vielversprechend und auch lukrativ ist, ist der eSports-Markt. Denn durch das Marktwachstum der Videospielbranche im Allgemeinen, wird auch der Bereich in dem Spieler sich kompetitiv miteinander messen größer. Das zieht nicht nur die Spieler bzw. Konkurrenten an, sondern auch Millionen von Zuschauern. Auf der -unter Gamern sehr beliebten Streamingplattform- twitch.tv schalten sich tagtäglich mehr als eine Million Zuschauer ein. YouTube, welches sich seit wenigen Jahren versucht auf diesem speziellen Markt zu etablieren, ist zwar noch deutlich kleiner als twitch.tv, kann dafür aber ein größeres Wachstum vorweisen.

Das Interesse am Streaming in der Gamingbranche ist groß, aber vor allem investieren auch immer mehr Unternehmen in diese Branche. Denn, das schmuddelige Image welches Videospiele und ihre Konsumenten in der Vergangenheit hatten ist passé. Große Unternehmen wie expert, Vodafone oder Samsung haben sich schon längst im eSport positioniert. Doch es sind nicht nur branchentypische Konzerne, die das Potenzial im eSport sehen, sondern zum Beispiel auch Mercedes oder McDonald’s.

Das virtuelle Spielfeld haben aber nicht nur die bereits genannten Unternehmen betreten sondern auch der eine oder andere Bundesligist wie Schalke 04 und der VfB Stuttgart. Anzahl steigend. Neben ihren typischen Strukturen als Sportverein sind sie dabei eigene Abteilungen und Teams für den eSport aufzustellen. Diese Spiele umfassen die unterschiedlichsten Genre. In Deutschland beliebt vor allem, die Fußballsimulation Fifa vom Publisher EA Sports. Und selbst für diese Teams gibt es wieder eigene Investoren und Sponsoren. Die eSports-Abteilung von Schalke 04 wird beispielsweise unter anderem von dem Borkener Telekommunikationsunternehmen „Deutsche Glasfaser“ gesponsort.

Woran man auch sehr gut ausmachen kann, dass das Interesse steigt, ist die Nachfrage beim konventionellen (Sport-)Fernsehen. August diesen Jahres hat Sport1 die KO-Runde und das Finale des Fifa 18 eWorld Cup (London) fast ganztägig auf seinem eigenen Hauptsender live im TV übertragen. Der amerikanische TV-Sender ESPN hat einen eigenen Kanal extra für eSports eingerichtet und sendet auch zur Primetime sowohl live als auch Aufnahmen vergangener Turniere zur Primetime.

Der Hype geht sogar so weit, dass eSports nicht nur bei den Asienspielen 2018 erstmals zur Disziplin erklärt wurde, eSports wird schon sehr bald offiziell olympisch! Denn 2022 bei den Asienspielen sollen Gewinner in der Kategorie eSports auch Medaillen erhalten. Und die Gespräche für die (globalen) Olympischen Spiele in 2024 laufen schon. Denn es ist schon längst keine Frage mehr ob eSports eine olympische Disziplin werden sollte, sondern nur noch wann.

Doch was haben Sie als Unternehmen davon? Denn der Themenkomplex eSports ist ein Thema, welches für Menschen die nicht affin damit sind gleichermaßen diffus aber auch überwältigend. Polemisch ausgedrückt: wieso verursachen Pixelmännchen die gegeneinander antreten in so kurzer Zeit einen solch riesigen Hype? Das lässt sich nur schwer beantworten, aber vielleicht ist das auch gar nicht die richtige Frage? Vielleicht sollten Sie sich eher fragen ob Ihrem Unternehmen ein frühzeitiges Auseinandersetzen damit oder sogar ein Engagement nicht gut zu Gesicht stehen würde. Denn sobald es einmal olympisch geworden ist, werden die Sponsorenanfragen boomen und der Markt noch umkämpfter sein.

Also wagen Sie vielleicht mal was Neues, ja vielleicht auch Verrücktes. Erkundigen Sie sich doch nach eSports in ihrer Umgebung bzw. Region und networken ein bisschen. Gehören Sie nicht zu denjenigen die am Ende hinterherlaufen, sondern zu denjenigen die mit dem Controller in der Hand vorneweg sprinten!

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